Unsere Quelle - das Gebet

Unsere Wohnungen mögen noch so klein sein: Immer ist ein Raum als Kapelle eingerichtet. Hier wohnt Jesus in Gestalt des gewandelten Brotes unter uns. Mitte unseres Lebens und Mittelpunkt jeden Tages ist das schweigende Gebet vor der Eucharistie. Wir schauen Jesus im Brot, der sein Leben brechen ließ für unsere zerbrochene Welt. 
Dieses schweigende "auf-ihn-schauen" lässt unsere Gottesfreundschaft wachsen und wird mehr und mehr zum Fürbittgebet für die Menschheit. Jesus im Brot lädt uns ein, selbst zu Brot zu werden, das sich an die Menschen austeilt. Keine Angst davor zu haben, sich ganz zu verschenken. 

"Wenn man jemanden liebt, möchte man dauernd mit ihm sprechen oder ihn zumindest ansehen. Gebet ist nichts anderes als ein vertrautes Zusammensein mit dem Geliebten. Wir schauen ihn an, wir sagen ihm, dass wir ihn lieben, dass wir froh sind, zu seinen Füßen zu sitzen und bei ihm zu sein." (Bruder Karl)

"Die Worte
kontemplative Berufung und Kontemplation brauchen dich nicht zu beeindrucken. Stell dir darunter nicht etwas Außergewöhnliches vor, etwas so Erhabenes, dass es für die meisten Menschen nicht zugänglich ist. Lass dir von Bruder Karl zeigen, was darunter zu verstehen ist: Das Herz Christus zuwenden, eine Haltung voll Einfachheit, voll Vertrauen, voll Liebe. Ein inniges Zwiegespräch mit ihm. Die Zärtlichkeit eines kleinen Kindes für seinen Vater, die Vertrautheit unter Freunden." (Kl. Sr. Magdeleine) 

So durchdringen sich Alltag und Gebet immer mehr: Was wir erleben, alle Begegnungen und Gespräche, bringen wir mit in die Stille. Und in der Stille können wir einüben, unsere Augen auch mitten im quirligen Alltag auf Gott gerichtet zu halten; Ihn gerade dort zu finden, wo wir Seine Gegenwart nicht vermutet hätten.

Die Heilige Schrift ist uns Schatz und Quelle, aus der wir immer neu schöpfen:
"Die Worte des Evangeliums sind von einer blendenden Klarheit. Es braucht keine intellektuelle Anstrengung, um sie zu verstehen. Es sind vielmehr die durchsichtigsten und die einfachsten Gemüter, die ihren tiefen Sinn zu verstehen vermögen. Wenn Jesus sagt: 'Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, könnt ihr nicht in das Himmelreich eingehen', so ist das von einer bewundernswerten Klarheit. Warum eine komplizierte Spiritualität suchen?  ... Die Spiritualität von Bruder Karl ist von einer wunderbaren Schlichtheit. Sie konzentriert sich auf die Person Jesu und auf sein Evangelium. Das Evangelium ist nicht nur eine Lehre, es ist Leben..." Kleine Schwester Magdeleine

Regelmäßig lesen wir gemeinsam in der Bibel und tauschen uns darüber aus. Die Worte und Handlungen Jesu sollen uns immer mehr prägen und unser Leben in eine Frohe Botschaft für die Menschen um uns verwandeln. 

Gott-mit-uns

Kl. Sr. Gones (Philippinen)


Ich möchte Euch von meiner Freundschaft mit Gott erzählen, und was diese Freundschaft in meinem Leben bewirkt. Es ist wie in jeder Beziehung: Ich muss Zeit verbringen mit dem, den ich liebe, um Ihn kennenzulernen. Ich muss die Vorstellungen und Ideen loslassen, die ich mir selber von Ihm gemacht habe. Dann öffne ich mich in Einfachheit und Ehrlichkeit, so wie ich bin. Ich werde mir Gottes Handeln in den Ereignissen und Situationen meines Lebens bewusst und lerne, Seine Gegenwart auch im Leben meiner Mitmenschen wahrzunehmen.

Ein lebendiger Teil meiner Freundschaft mit Gott ist die stille Anbetung. In diesem Gebet bringe ich wie eine Delegierte die Hoffnungen, Sehnsüchte, Freuden und Leiden der ganzen Welt zu Ihm. Ich liebe diese einfache tägliche Geste, selbst wenn ich mich dabei oft trocken und leer fühle und Seine Gegenwart nicht spüren kann. Ich vertraue darauf, dass Er da ist. Je älter ich werde, desto mehr wächst mein Bedürfnis danach, einfach bei Ihm zu sein und Ihn anzubeten.

Wertvoll sind mir auch regelmäßige Zeiten der Stille. Diese Zeiten des Rückzugs sind wie eine Sauerstoffkur für die Qualität meiner Beziehungen im täglichen Leben. Wie oft sind es gerade die einfachen Menschen, die mir durch das Zeugnis ihres Lebens, ihren schlichten Glauben und ihren Mut lehren, was es heißt, sich den Lasten des Lebens zu stellen.

Es gibt auch Herausforderungen auf dem Weg des Gebetes. In Phasen innerer Trockenheit können sich Furcht und Resignation in mir breit machen: Wenn ich an die Zerbrechlichkeit unserer Gemeinschaften denke oder an Kriege und an all die Vielen, die unschuldig leiden müssen. Ich kenne auch die Versuchung, den ganzen Tag  von Notfall zu Notfall zu hetzen und mich dabei in der Illusion zu wiegen, "produktiv" zu sein. In dieser Geschäftigkeit gelingt es mir nicht, mir des Wirkens Gottes bewusst zu sein. Um Sein Wort auch im Alltag zu hören, muss ich eine Haltung der inneren Stille einüben.